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Selbsthilfeverband zeichnet Erklärung am Welttag des Stotterns „Unser Recht auf Stottern“

Etwa ein Prozent der Weltbevölkerung stottert, allein in Deutschland rund 830.000 Menschen. Die Redeflussstörung ist als Behinderung anerkannt, so haben stotternde Schulkinder bspw. Anspruch auf Nachteilsausgleich zur Wahrung der Chancengleichheit. „Durch die Umsetzung der UN-Behindertenkonvention wurde hier schon viel bewegt,“ bestätigt Anja Herde, Vorsitzende der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe (BVSS). Dennoch fehle es noch zu oft an einer allgemeinen Akzeptanz für das nicht fließende Sprechen. „Lasst uns doch einfach stottern, erwartet nicht automatisch, dass wir unser Sprechen verändern oder anpassen müssen“, fordert die 39-Jährige, die selbst seit ihrer Kindheit stottert.

Die zum Welttag des Stotterns am 22. Oktober 2022 veröffentlichte internationale Erklärung auf das Recht zu stottern stellt unter anderem fest, dass es betroffenen Menschen selbst überlassen werden muss, ob sie Unterstützung, beispielsweise in Form einer logopädischen Therapie, in Anspruch nehmen möchten oder nicht. Die 70 unterzeichnenden Organisationen, darunter die deutsche Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe, betonen, dass die Behinderung Stottern zur menschlichen Vielfalt beiträgt. Um ein inklusives Leben zu realisieren, wird dazu aufgefordert stotternde Menschen zu respektieren und mit ihnen zusammenzuarbeiten.

In der Gegenwart sind stotternde Menschen häufig dem Hohn und Spott ihrer Mitmenschen ausgesetzt und werden, auf Basis von Fehleinschätzungen und Vorurteilen, in Ausbildung und Beruf benachteiligt. Missständen wie diesen stellt sich die Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe konsequent entgegen. Anja Herde fasst es mit den Schlussworten der Erklärung zusammen: „Es ist unser Recht, so zu sprechen, wie wir es tun.“

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Deutsche Übertragung durch die Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e. V. (BVSS), s. auch: https://stamily.org/declarationrighttostutter/german/

ERKLÄRUNG AUF DAS RECHT ZU STOTTERN
Wir, die Unterzeichnenden, erklären, dass Menschen, die stottern mit ihrem Stottern akzeptiert werden sollen. Es bleibt uns überlassen, ob wir Unterstützung in Anspruch nehmen, um flüssig zu klingen oder weniger zu stottern – oder auch nicht. Das ist unser Recht. Es ist nicht gerechtfertigt von uns zu erwarten oder darauf zu bestehen, dass wir fließend sprechen. Wir stottern. So reden wir.

In dieser Zeit der Vielfalt wird stotternden Menschen allzu oft die Gleichstellung verwehrt, sei es bei der Arbeit, in der Ausbildung oder bei der Nutzung alltäglicher Dienstleistungen. Vielmehr wird erwartet, dass wir uns bemühen, unser Stottern zu „überwinden“ und anders zu sprechen. Als Einzelne mögen wir uns das wünschen und es sogar versuchen. Aber als Gemeinschaft widersprechen wir der Vorstellung, dass wir alle aufhören (müssen) zu stottern.

Keine Gesellschaft kann von sich behaupten, Gleichberechtigung oder Vielfalt zu schätzen, solange stotternde Stimmen nicht zugelassen und gewürdigt werden. Wir fordern alle Organisationen und Institutionen dazu auf, mit stotternden Menschen zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass uns allen der Respekt entgegengebracht wird, den jeder Mensch verdient; und dieser Raum für uns geschaffen wird.

Es ist unser Recht, so zu sprechen, wie wir es tun.
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