Mehrsprachige Kinder mit Intelligenzminderung
Sprachliche Vielfalt logopädisch unterstützen
Mehrsprachige (bzw. bilinguale) Kinder lernen ihre Sprachen genauso problemlos wie einsprachige Kinder. Sie stützen sich dabei unter anderem auf sozial-kommunikative und kognitive Ressourcen. Diese Ressourcen können bei Kindern mit Intelligenzminderung (geistiger Behinderung) jedoch eingeschränkt sein und sich auf ihre (Mehr-)Sprachentwicklung auswirken. Ebenso beeinflussen veränderte Wahrnehmungsfähigkeiten die Kommunikation und Sprache.
Was ist also zu berücksichtigen, wenn wir mehrsprachige Kinder mit Intelligenzminderung in der Praxis diagnostizieren und therapieren? Wie können wir individuelle Bedürfnisse und kulturelle Besonderheiten im logopädischen Handeln bei diesen Kindern beachten? Auf Basis aktueller Forschung, theoretischer Spracherwerbsmodelle und praxisnaher Erfahrungen werden diese Fragen in diesem Seminar beantwortet.
Im Fokus stehen Kinder, deren sprachliche Entwicklung – trotz höheren Lebensalters – aufgrund einer Intelligenzminderung auf frühen Erwerbsstufen stagniert. Ihre sprachlichen und kommunikativen Fähigkeiten entsprechen dabei häufig denen von typisch entwickelten ein- bis vierjährigen Kindern.
Ausgehend von linguistischen Modellen zum Spracherwerb richtet sich das Seminar auf zentrale Bereiche des frühen Spracherwerbs: Pragmatik, Lautbildung, Wortschatzentwicklung sowie erste morpho-syntaktische Strukturen – stets im Kontext individueller Ressourcen, Einschränkungen und Mehrsprachigkeit.
Nach einem Überblick über Ressourcen und Schwächen für den Mehrsprachenerwerb wird ein Leitfaden für die Diagnostik der mehrsprachigen Kinder mit Intelligenzminderung vorgestellt. Dazu gehören auch Hinweise zur Auswahl und Anpassung geeigneter Diagnostikmaterialien. Anhand von Fallbeispielen erhalten Sie ein praxisnahes Verständnis für das diagnostische Vorgehen.
Im Therapieteil stehen konkrete, entwicklungsorientierte Vorgehensweisen im Zentrum. Therapieschritte werden vorgestellt und in praktischen Übungen erprobt – abgestimmt auf sprachrelevante Fähigkeiten, individuelle Ressourcen und die mehrsprachige Umgebung des Kindes. Bewährte Methoden, Materialien, digitale Hilfsmittel und Spiele werden im Hinblick auf ihren Einsatz reflektiert. Ebenso besprechen wir den Einbezug der Angehörigen und kultursensibles Vorgehen in der Beratung.
Der gemeinsame Erfahrungsaustausch zwischen den TeilnehmerInnen ist ausdrücklich erwünscht – um voneinander zu lernen und neue Perspektiven für das eigene therapeutische Handeln zu gewinnen.
Bitte beachten Sie: Anmeldungen können nur während unserer Bürozeiten MO-DO 08:00-16:00, FR 08:00-13:00 Uhr bearbeitet werden.
Aktas, M. (2012). Entwicklungsorientierte Sprachdiagnostik und -förderung bei Kindern mit geistiger Behinderung: Theorie und Praxis. München: Urban & Fischer.
Langdon, H. W. (2015). Raising children bilingually. Health Psychology Report, 3(3), 260-268.
Rupp, S. (2013). Semantisch-lexikalische Störungen bei Kindern. Berlin: Springer.
Wilken, E. (2018). Sprachförderung bei Kindern mit Down-Syndrom: mit ausführlicher Darstellung des GuK-Systems. Kohlhammer Verlag.
310,00 €*
freie Plätze vorhanden
| Seminar-Nr.: | 2626-ONB |
|---|---|
| Seminarort: | Online |
| Datum: | Fr. 26.06.2026 | 09:00 - 16:15 Sa. 27.06.2026 | 09:00 - 16:15 |
| Punkte: | 16 |
| Theorie: | 7 |
| Praxis: | 9 |
Über Carolin Carles
Carolin Carles, Logopädin (B.Sc.), Klinische Linguistin (M.Sc.) und freiberufliche Dozentin.
Nach ihrem Logopädiestudium an der Hochschule Fresenius und ihrem Masterstudium in Klinischer Linguistik an der Universität Bielefeld sammelte sie praktische Erfahrungen in einer logopädischen Praxis und verschiedenen Bildungseinrichtungen, bevor sie 2012 in Wissenschaft und Lehre tätig wurde. Sie hat sich auf den Bereich der Kindersprache spezialisiert und bietet Fortbildungen in diesem Bereich an. Seit 2022 arbeitet sie als klinische Linguistin in der interdisziplinären Frühförderung. Ihre Forschungs- und Therapieschwerpunkte liegen auf der Therapie von Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen, assoziiert mit zusätzlichen Entwicklungseinschränkungen (Syndrom oder kombinierte umschriebene Entwicklungsstörung). Weitere Themenfelder sind: Mehrsprachigkeit, Pragmatik sowie Sprachentwicklung und ihre Störungen.